Auch wenn unsere Feuerwehr in diesem Jahr ihren 115. Gründungstag feiern kann, so besteht diese Institution im Dorf – wenn auch nicht in dieser Form – schon viel länger.

Es gibt viele Naturgewalten, aber keine war in den Ortschaften so gefürchtet wie das Feuer! So segensreich es auch für die menschliche Entwicklung war, so verheerend wirkte es zu jeder Zeit, wenn der „rote Hahn“ außer Kontrolle geriet. Und je dichter die Siedlungen wurden, umso größer war die Gefahr, dass durch Blitzschlag, Hitzewellen oder menschliche Unachtsamkeit ein Feuer ausbrach, das das ganze Dorf in Gefahr brachte. Schließlich reichte oftmals ein kleiner Funke aus, um die Fachwerkgebäude mit ihren Strohdächern zu entzünden. Aufgrund der geringen Abstände der Gebäude zueinander war ein Übergreifen auf das Nachbargebäude oft nicht zu verhindern. So ist bekannt, dass Sechtem (1587), Urfeld (1590) und Weilerswist (1757) von verheerenden Feuersbrünsten heimgesucht wurden, die große Teile der Ortschaften in Schutt und Asche legten und obendrein großes menschliches und wirtschaftliches Leid mit sich brachten. Auch wenn ein solches Brandinferno für Walberberg nicht überliefert ist, so war die Gefahr doch allgegenwärtig, denn gebrannt hat es auch in Walberberg.

Seit dem Mittelalter versuchte die Obrigkeit, über Polizei- und Brandordnungen das Problem – zunächst in den Städten, dann auch auf dem platten Land – in den Griff zu bekommen. Pflichtwehr war das ursprüngliche Allheilmittel. Jeder Einwohner zwischen 16 und 60 Jahren war verpflichtet, bei Bränden unverzüglich zum Brandort zu eilen und den Anweisungen des Brandmeisters – üblicherweise der Bürgermeister oder sein Vertreter – Folge zu leisten. So auch in Walberberg. Zuwiderhandlungen wurden z.B. um 1700 mit mindestens zwei Goldgulden Strafe belegt, was etwa dem Wochenlohn eines Tagelöhners bei einer 80 Stunden Woche entsprach.

Sobald ein Feuer entdeckt wurde, mussten die Nachbarn und das gesamte Dorf davon in Kenntnis gesetzt werden. Der Küster ließ die Sturmglocke mit schnellen Schlägen erklingen. Wenn ein Brand in der Nacht ausbrach, hatte die Nachtwache – ab Mitte des 19. Jahrhunderts der Nachtwächter – zusätzlich das Signalhorn anhaltend zu blasen, um die Einwohner zu wecken. Ferner musste das Umfeld des Brandortes (z.B. mit Pechfackeln) ausgeleuchtet werden.
Gegen Ende des Jahres 1700 sollen der Fronhof und 1819 das alte Konventhaus (wohl das letzte erhaltene Gebäude des alten Zisterzienserklosters) abgebrannt sein. Aber auch kleine Wohnhäuser und größere Hofanlagen wurden über die Jahrhunderte immer wieder ein Opfer der Flammen. Doch irgendwie gelang es den Einwohnern, dass sich die Brandherde eingrenzen ließen und kein Übergreifen auf die angrenzende Bebauung stattfand. Doch die Brandbekämpfung mit einer Pflichtwehr hatte so ihre Tücken. Zum einen waren die Helfer für die Feuerbekämpfung nicht ausgebildet und konnten im günstigsten Fall lediglich hilfreiche Handlangerdienste verrichten. Zum anderen standen den Helfern nur wenige bescheidene Hilfsmittel wie Eimer, Haken und Leitern zur Feuerabwehr zur Verfügung. Die Akteure hatten also nicht nur ein glückliches Händchen bei ihren Löschmaßnahmen, sondern auch eine große Portion Glück auf ihrer Seite. Denn es gab über all die Jahre ein weiteres, vielleicht das größere Problem von allen: die unzureichende Wasserversorgung im Ort.

Bis Ende des 18. Jahrhunderts gab es faktisch nur eine öffentliche Trinkwasserstelle im Ort. Das war der steinerne Trog an der Kirchhofsmauer, in der Nähe der Gerichtslinde. Zwei weitere natürliche Wasserstellen waren privat und nur bedingt zugänglich. Als Brandweiher waren um 1850 Eulenpütz (Südende Alveradisstr.), Grenzpütz (Ecke Schützenenstr./Am Zidderwald), Landgraben (Annograben) und der Teich an der Flamm (Ecke Hauptstr./ Flammgasse) ausgewiesen. Die Wasserstellen lagen aber oftmals im Jahr trocken. Wenn diese dann mal Wasser hatten, wurde es in Feuereimer aus Leder oder Hanf geschöpft und mit einer langen Menschenkette von Hand zu Hand zum Brandherd transportiert. Mit Feuerhaken zog man das brennende Stroh von den Dächern, und so versuchte man, den Brand in den Griff zu bekommen.

Während es in den Städten bereits seit 1518 fahrbare Handfeuerspritzen gab, so dauerte es noch sehr lange, bis diese technische Errungenschaft auch am Vorgebirge Einzug hielt. Die erste bekannte Aufstellung von „Feuer-Lösch-Geräthschaften“ ist vom Ende 1815 überliefert. Zur Brandbekämpfung hielt die Gemeinde Walberberg „34 lederne Eymer, drei Haken und eine Leiter“ vor. Eine Feuerspritze war zu diesem Zeitpunkt in der gesamten Bürgermeisterei Sechtem nicht vorhanden. Im Inventarverzeichnis der Gemeinde taucht erstmals 1844 eine „tragbare Brandspritze“ auf.

Laut „Feuer- Polizei und Lösch-Ordnung für den Landräthlichen Kreis Bonn“ von 1835 waren Brandspritzen in eigenen Spritzenhäusern aufzubewahren. Zeitnah mit der Anschaffung der Feuerspritze (zwischen 1829 und 1844) muss es auch das Spritzenhaus gegeben haben, das vor der Kirche auf dem Kirchhof zwischen den Gräbern stand. Es wurde erst Ende 1885 durch einen 30 m² großen Neubau südlich der Walberberger Schule ersetzt, der wahrscheinlich auch als Wachlokal und Arrestzelle vom Nachtwächter genutzt wurde. Die zeitgleich mit dem Neubau des Spritzenhauses geplante und von der Gemeinde bewilligte Errichtung eines Steigerturmes unterblieb 1885 wahrscheinlich aus Kostengründen.

Noch mit Schreiben vom 20. Dezember 1892 hatte Freiherr von Weichs als Bürgermeister der Gemeinde Sechtem, zu der neben Sechtem auch Merten, Rösberg und Walberberg gehörten, dem geheimen Regierungsrat Seul (Direktor der Rheinischen Provinzial-Feuer-Sozietät) mitgeteilt, „dass in den Gemeinden der Bürgermeisterei Sechtem Feuerwehren nicht bestehen“. Diese Aussage ist sowohl richtig als auch falsch! Der Feuerschutz war nicht in Form einer Freiwilligen Feuerwehr organisiert, wie seit 1870 verstärkt propagiert wurde, sondern es handelte sich weiterhin um eine offensichtlich ganz passabel agierende Pflichtwehr.

Diese wurde erst vor 115 Jahren von 25 Mann der Walberberger Freiwilligen Feuerwehr abgelöst, die mit ihrem geschulten Team bis heute die Feuergefahr vom Ort abwendet und die Dorfgemeinschaft schützt. Getreu dem Motto: „Gott zur Ehr‘, dem Nächsten zur Wehr!“. Dafür gebührt ihnen nicht nur Dank, sondern auch unser Respekt!

Heribert W. Keßler
1. Vorsitzender
Förderkreis Historisches Walberberg e.V.