115 JAHRE IM DIENST DES NÄCHSTEN !

115 JAHRE FREIWILLIGE FEUERWEHR WALBERBERG

„ZE BERCH BRENNT ET!“

Mit diesem Alarmruf wurde im Frühjahr 1902 die Feuerwehr der Gemeinde Sechtem nach Walberberg zum Anwesen der Familie Andreas Krekel geschickt. Doch leider ging wertvolle Zeit für das Heranschaffen des Löschgerätes verloren. Als dann die Männer bereit zum Löschen waren, kam kein Wasser aus dem Strahlrohr weil die Wasserschläuche defekt waren. Darauf folgte die Gründung einer eigenen Feuerwehr in Walberberg.
Beseelt von Idealismus und Nächstenliebe zu Ihren Mitbürgern scharten sich spontan 26 Männer jeden Alters um Severin Fischer und Josef Wachendorf, die beide bereits mehrere Jahre Erfahrung als Feuerwehrleute in Kessenich gesammelt hatten.

Als erster Brandmeister befehligte Peter Kremer nicht nur über 26 Wehrleute, sondern auch über den Einsatz der 15 Ledereimer, 2 Brandhaken, 50m Schlauch auf einem kleinen Wagen und der mit Muskelkraft zu betätigende Druckspritze. Während diese Gerätschaften von der Gemeinde zur Verfügung gestellt wurden, schafften sich die selbstlosen Männer aus eigenen Mitteln ihre erste Feuerwehrkleidung an. So ist es teilweise im Übrigen bis heute.
Bald bot der Großbrand des Klosterhofes Gelegenheit, den beachtlichen Leistungsstand der Wehr im Jahre 1906 unter Beweis zu stellen. Nach der Zerstörung des ersten Übungsturms aus Holz durch die Besatzungstruppen Anfang der 20iger Jahre wurde an seiner Stelle ein richtiger Übungsturm in Eigenkonstruktion auf dem Gelände der Schule errichtet.

Der 1. Weltkrieg brachte einen gewissen Stillstand im Feuerlöschwesen mit sich, da die Mehrzahl der Wehrmänner ins Feld ziehen musste, wo drei von ihnen als Soldaten den Heldentod starben. Dankend sei ihrer an dieser Stelle gedacht.
Das silberne Jubiläum am 17. und 18. September 1927 stellte dann wieder einen Höhepunkt in der Entwicklung der Wehr dar. Auf diesem Fest, das gleichzeitig das Kreisverbandsfest aller Wehren des Landkreises Bonn war, erlebte die Bevölkerung des Ortes eine stolze Leistungsschau des damaligen Feuerlöschwesens.

Aus der „Freiwilligen Feuerwehr“ wurde 1933 die „Feuerlöschpolizei“. Von nun an befahl der Geist einer neuen Zeit über alle und alles. Auf sein Geheiß hin mussten auch 1939 fast 2/3 aller Wehrleute in den 2. Weltkrieg ziehen, in einen Krieg, der auch in der Heimat ausgetragen wurde und auch hier seine Opfer an Leib und Gut forderte. Eines der äußeren Zeichen dieser Opfer wurde die Zerstörung unserer altehrwürdigen Pfarrkirche durch Brandbomben. Zur besseren Bekämpfung von Schäden, die immer wieder durch Spreng- und Brandbomben entstanden, erhielt die Wehr im Jahre 1943, sie setzte sich damals aus Jugendlichen und älteren Männern zusammen, die erste Motorspritze. Mit viel Geschick und enormen persönlichen Einsatz sowie dem festen Willen immer zu helfen, führte Matthias Schiebahn in diesen schweren Jahren als Brandmeister die Feuerwehr. In diesem Weltenbrand ließen acht Männer der Wehr im Felde ihr Leben, zwei weitere gelten als vermisst. Auch ihrer wollen wir hier ehrend gedenken.

„DOCH NEUES LEBEN BLÜHT AUS RUINEN!“

Initiator für eine Reorganisation der Feuerwehren der Gemeinde Sechtem war nach dem Krieg Gemeindevorsteher Rott. Mit einem Teil der 35.000,- DM, die die Gemeinde dafür zur Verfügung stellte, konnte auch die Walberberger Wehr ihre Ausrüstung vervollständigen. Mit einem umfangreichen Festprogramm feierte die Löschgruppe Walberberg vom 21. bis 23. Juni 1952 ihr 50-jähriges Bestehen, auf dem die Gründer Severin Fischer, Lorenz Schwarz und Josef Schwarz als Goldjubilare geehrt wurden. Als das Leben wieder richtig pulsierte, starb plötzlich 1954 ihr verdienter und hochverehrter Brandmeister Schiebahn. Sein Amt übernahm nun Peter Belz, der im gleichen Jahre für den Sieg in einem Schnelligkeitswettbewerb eine Goldmedaille in Empfang nehmen konnte. Walberberg hatte in diesem Jahr die schnellste Wehr im Landkreis Bonn.

FK 1250 1960 erhielt sie von der Gemeinde ein Löschfahrzeug vom Typ FK 1250. Wieder in Verbindung mit einem Verbandsfest feierte ganz Walberberg vom 21. bis. 23. Mai 1962 mit seinen Feuerwehrmännern das 60. Jubelfest.

Nicht auf dem Stand der Zeit

Altes Gerätehaus Doch eines zeigte sich in diesen Tagen: Das über 50 Jahre alte „Spritzenhaus“ hatte redlich ausgedient. Es erfüllte nicht mehr die Anforderungen einer neuen technisierten Zeit. Somit begann 1964 die konkrete Planung und Vorarbeit für einen Neubau.

In der Zwischenzeit hatte sich ein Wechsel in der Führung der Löschgruppe vollzogen. Am 21.Mai 1964 konnte der neue Brandmeister H.J. Steffens gleich sein Können bei einem Großbrand auf dem Anwesen der Baumschule Hau unter Beweis stellen. Doch trotz Aufbietung allen Könnens, aller Kräfte und Löschgeräte fielen ein Kühlhaus, ein Stall und eine Scheune den Flammen zum Opfer. Nach einem Großeinsatz am Heiligen Abend 1964 blieb die Wehr gut zwei Jahre von weiteren größeren Einsätzen verschont.

Das Kloster brennt

Klosterbrand 1967 Aber dann kam der 2. Januar 1967. Gegen 15 Uhr ertönten die Alarmsirenen und schon wenige Minuten später raste die Walberberger Löschgruppe zum Kloster, wo fast der gesamte Dachstuhl brannte und das Feuer sich rasend schnell ausbreitete. Die Verantwortlichen der Wehr erkannten gleich, dass hier weitere Hilfe mit mehr technischem Gerät notwendig war. Mehr als 150 Feuerwehrleute bekämpften bald das Flammenmeer. Sie kamen aus der ganzen Umgebung: aus Brühl, Frechen, Hürth-Hermülheim, Merten, Sechtem, Bornheim, Roisdorf, Urfeld, Hersel und sogar aus Bonn. Bei der Nachbesprechung dieses Einsatzes musste u.a. festgestellt werden, dass das Fehlen von schwerem Atemschutz sich als sehr nachteilig ausgewirkt hatte.

Dem Nächsten zu helfen, nicht nur bei Feuer, ist die Verpflichtung, welche sich die Männer der Feuerwehr auferlegt haben. So suchten sie im Juni 1967 drei Tage lang nach einem vermissten Jungen, dessen Leiche dann im Berggeist-See gefunden wurde.

 

Neue Heimat für die Wehr

Gerätehauseinweihung 1971 Mit der Wehr freute sich auch die gesamte Bevölkerung Walberbergs über das neue Gerätehaus, welches am 8. August 1971 in einer würdigen Feier seiner Bestimmung übergeben wurde. Rund 100.000,- DM hatte das zweckmäßige Gebäude gekostet, wo neben einem Aufenthaltsraum nun auch ein Wasch- und Duschraum zur Verfügung steht.
Mit einer Katastrophenschutzübung in Zusammenarbeit mit dem DRK wurde am 13.August 1972 das Fest zum 70-jährigen Bestehen der Wehr begonnen, in dessen Verlauf auch ein Hubschrauber zur Rettung Verletzter eingesetzt wurde. Doch dann wurde es ernst und das Fest fiel buchstäblich „ins Wasser“.
Wolkenbruchartiger Regen setzte zahlreiche Keller unter Wasser. Bis zum späten Abend standen die zum Fest angereisten Löschzüge zusammen mit der Walberberger Wehr im Kampf mit den Wasserfluten.

Als im Juli 1974 H.J. Steffens sein Amt niederlegte, übernahm Theo Horst dessen Aufgaben.

Das erste Löschgruppenfahrzeug

Vom 19.8. bis zum 21.8.1977 wurde das 75-jährige Stiftungsfest, in Verbindung mit dem 8. Gemeindefeuerwehrtag der Gemeinde Bornheim, begangen.

Fahrzeugübergabe 1977 Am 27.11.1977 wurde ein neues Feuerwehrfahrzeug, ein LF 8, eingeweiht und bestand sofort am 28.11.1977 bei einem Großbrand der Klosterscheune seine „Feuertaufe“.

Im Dezember 1977 übernahm Kamerad Herbert Pieck die Leitung der Wehr.

Nach einem Wohnungsbrand größeren Ausmaßes im Februar 1978 stellte sich erneut heraus, dass eine moderne Feuerwehr ohne schweren Atemschutz nicht mehr effektiv arbeiten kann. Vor der endgültigen Beschaffung am Ende des Jahres 1978 wurden Pressluft-Atmer durch die Feuerwehr Sechtem leihweise zur Verfügung gestellt.
Im Oktober 1979 wurde das Dominikanerkloster dann erneut Schauplatz eines Großbrandes. Durch schnelles Eingreifen, die Unterstützung anderer Wehren und die nun bessere Ausrüstung konnte eine zügige Brandbekämpfung durchgeführt werden.